Geschrieben von Tappi am 04.07.2007 um 19:40:
Urlaub in Masuren
Vorgeschichte in Kurzform:
Junger Regierungsassessor wird nach Gumbinnen versetzt.
Auftrag: Revision der Gemeinde XY, seiner Frau gefällt die Landschaft so sehr, daß sie beschließt, dort einen Urlaub zu verbringen. Zu Hause angekommen, fällt ihr ein, daß sie vergessen hat, sich nach den besonderen Gegebenheiten zu erkundigen. So schreibt sie an den Dorfschulzen, weil sie wissen will, ob die Unterkunft auch WC hat.
Im Dorf großes Rätselraten, was WC wohl sein könnte. Nach gewichtigen Beratungen mit Lehrer und Pfarrer, kommt man zu der Erkenntnis, daß nur die Waldcapelle gemeint sein kann. So entsteht folgendes Antwortschreiben:
Sehr geehrte gnädige Frau,
WC ist selbstverständlich vorhanden und liegt eine halbe Stunde vom Ort entfernt inmitten eines schönen Tannenwaldes. Schon der schönen Lage wegen dürfte sich ein Besuch sehr lohnen. Geöffnet ist WC freitags und sonntags. Es empfiehlt sich, mindestens eine halbe Stunde vor Beginn dort zu sein, da der Andrang immer sehr stark ist. Jedoch brauchen gnädige Frau keine Sorgen zu haben, denn es sind 60 Sitzplätze vorhanden und außerdem noch Stehplätze in genügender Zahl. Die Frauen sitzen auf der Galerie und können die Vorgänge unten sehr gut überschauen. Bei schönem Wetter findet die ganze Sache im Freien statt. Sonntags empfiehlt sich der Besuch besonders, weil dann die Veranstaltung mit Orgelmusik vor sich geht. Die Musik ist bekannt vorzüglich, und alle Töne sind mindestens 100 Meter weit zu hören.
Ich hoffe, Ihnen mit dieser Auskunft gedient zu haben und bin mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener
(Dorfschulze)