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Sunshine
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So hilft das Handy im Notfall

Nach den Bombenattentaten von London entstand in England die Idee der Notfall-Kontaktnummern im Mobiltelefon.


Helfer wissen bei einem Unfall oder Notfall oft nicht, wie sie die Angehörigen des Opfers
schnell telefonisch erreichen können. Jetzt gibt es nach englischem Vorbild eine Initiative, dass jeder
Handybesitzer die wichtigsten Nummern als Notfall-Kontakt speichert. Manchmal kann das Leben retten.
Die Idee ist so gut, so überzeugend, sinnvoll und human, dass man sich wundert, wieso sie sich nicht längst
bundesweit durchgesetzt hat. Wahrscheinlich weil es im Handydschungel schwierig ist, Empfehlungen auszusprechen,
ohne dass am kommenden Tag eine Revision oder Überarbeitung oder Neutarifierung oder ein Call-Net- Change oder
sonstwas nötig ist.
Hier aber geht es ums Elementare und um die Frage: Wie kann ich bei einem Unfall meinen Helfern helfen, dass
sie sicher und schnell meine Angehörigen kontaktieren? Vielleicht kann ich selber nicht mehr sprechen, nicht
mehr telefonieren, bin bewusstlos oder schwer verletzt. Wer telefoniert dann mit ihnen – und vor allem: wann?
Diese Frage stellen sich Feuerwehren und Rettungsassistenten, Polizisten und Krankenhausmitarbeiter aller Welt
regelmäßig, und in einigen Ländern hat man eine Antwort gefunden.
Spezielle Abkürzung
Sie geht so: Die meisten Menschen besitzen ein Handy und haben es auch (lautlos) eingeschaltet dabei. Jeder
Handybesitzer sollte nun die zwei, drei wichtigsten Telefonnummern, die bei einem Unfall angerufen werden
sollten (Ehepartner, Eltern, Kinder usw.), unter einer speziellen Abkürzung speichern. Das erleichtert den Helfern
beim Ernstfall die Suche nach den relevanten Nummern.
Wenn da die Gattin unter „Hildegard Handy“ gespeichert ist, sagt das den Rettungsdiensten ja erst einmal gar
nichts. Die Idee kommt aus England, wo sie viele Leute nach den Bombenanschlägen von London unmittelbar
sensibilisiert und bei ihnen zum Eintrag im Handy geführt hat; dort ist die Abkürzung ICE (In Case of Emergency –
Im Fall eines Notfalls) landesweit bekannt. Deutsche Rettungsdienste machen sich jetzt dafür stark, dieses
System auch in Deutschland zu etablieren – mit dem Kürzel IN (Im Notfall).
Seit Wochen kursiert ein Serienbrief in deutschen Mails, der ausnahmsweise kein übler Kettenbrief, sondern
ein nützlicher, möglicherweise lebenswichtiger Appell ist. Die deutschen Berufsfeuerwehren bewerben und empfehlen
das „Im- Notfall.de“-System auf ihrer Internetseite.
Heute noch programmieren
Sie raten indes davon ab, das ICE-Modell nach Deutschland zu transferieren, weil der ICE-Code in Großbritannien
mittlerweile kommerziell genutzt wird und weil in Deutschland das Kürzel ICE missverständlich sei.
Ist denn ein IN-Kontakt wirklich so wichtig? In der Regel ist er nicht wichtig, aber das Leben ist eine einzige
Ausnahme von Regeln, und es passiert halt, dass ein Patient, der lebenslang Marcumar zur Blutverdünnung nehmen
muss, beim Joggen um den Block ausnahmsweise seinen Notfallausweis vergisst – und genau in diesem Moment von
einem Auto angefahren und verletzt wird.
Wenn die Ehefrau schnell informiert wird, wüsste sie sogleich Bescheid und könnte zudem sagen: „Achtung, mein
Mann ist marcumarisiert.“ Diese Information kann ein Leben retten. In jedem Fall können die Angehörigen oder
nahen Freunde, rasch informiert, schnell Beistand leisten. Heutzutage kommen die Benachrichtigung oft sehr spät.
Das kann sich mit dem programmierten Handy ändern.
Man sollte sich also heute anfangen, sein Handy zu programmieren, etwa: „IN 1 Ehefrau“, „IN 2 Tochter“, „IN 3 Bruder“.
Gewiss könnte man nach britischem Vorbild zusätzlich auch die ICE-Codierung eintippen – ob aber bei einem
Notfall im Ausland ein Krankenhausarzt überhaupt die deutschsprachige Menüführung im Handy versteht, ist zu
bezweifeln.
Was sagen die Profis zu der Aktion? Frank Niessen, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr Mönchengladbach, sagte
unserer Redaktion: „Die IN-Nummern könnten wirklich ein Fortschritt sein. Auch wir finden jede Hilfe, mit der
wir Angehörige schnell ermitteln können, wichtig. Es sollte halt nur einheitlich sein.“ Wohl wahr. So lange es
keine EU- Regelung gibt, sollte sie auf nationaler Ebene einheitlich sein. Wichtig ist, dass das Kürzel IN
(in Großbuchstaben) verwendet wird, sonst gibt es Kuddelmuddel.
Gewiss wird sich das IN-System nicht von heute auf morgen durchsetzen. Aber die Initiatoren vertrauen darauf,
dass sich ihre Idee herumspricht – IN-aufhaltsam.

Sunshine hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
imnotfall_logo.gif

05.02.2009 12:20
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