Geschrieben von Tappi am 26.10.2006 um 23:14:
Rahmenkonzept zur Dekontamination (verletzter) Personen
Schadenslagen mit Freisetzung radioaktiver, infektiöser oder chemischer Stoffe fordern das Gesamtsystem der Gefahrenabwehr in besonderem Maße. Mögliche Szenarien mit direkten Auswirkungen auf Leib und Leben der Menschen können außerordentlich vielfältig sein. Beispiele sind:
- terroristische Anschläge mit schmutzigen Bomben, mit hochtoxischen chemischen oder biologischen Stoffen (Bakterien, Viren oder Toxine)
- Industrieunfälle mit Freisetzung großer Mengen toxischer Stoffe, Großbrände und Explosionen
- Unfälle mit Transportmitteln (z. B. Flugzeugabsturz auf bewohntem Gebiet).
Bei allen diesen und weiteren denkbaren Szenarien kann es zu ABC-Schadenslagen kommen, die einer zügigen gezielten und fachlich versierten Hilfe bedürfen, wie die Dekontamination. Die besondere Herausforderung ist hier die Dekontamination verletzter Personen.
Gemeinsam mit Vertretern aus den Innenressorts zahlreicher Bundesländer und der Bundeswehr hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ein Rahmenkonzept zur Dekontamination (verletzter) Personen erarbeitet. Der Ausschuss „Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung“ des Arbeitskreises V der Innenministerkonferenz empfiehlt den Ländern, dieses Konzept bei ihren Neukonzeptionen zu berücksichtigen.
Mit dem Rahmenkonzept gibt es nun erstmals ein bundesweit abgestimmtes Vorgehen für die Dekontamination verletzter Personen (DekonV). Es beinhaltet Aufbau, Organisation und Ablauf eines Dekontaminationsplatzes für Verletzte einschließlich der räumlichen Ordnung. Dabei ist vorgesehen, dass ein so genannter „Dekon-Platz-V“ als mobile Dekon-Stelle in der Nähe des Schadensortes eingerichtet wird. Alternativ können jedoch auch so genannte ortsfeste Dekonstellen - z.B. innerhalb eines Krankenhauses oder in Schwimmbädern – zur Verletztendekontamination eingeplant werden. Eine Kontamination des Krankenhauspersonals und der stationären Patienten wird damit verhindert. Erstmals wird hierbei der Einsatz von Rettungsfachpersonal im kontaminierten Bereich definiert. Dazu zählen beispielsweise Aufgaben und Schutzausrüstung der Einsatzkräfte.
Grundlegend für die Zielsetzung des Rahmenkonzepts DekonV war die vom Bund an die Länder bereits ausgelieferte Ausstattung für atomare, biologische und chemische Lagen (sogenannte ABC-Lagen) wie der
Dekontaminations-Lastkraftwagen für Personen . Die wissenschaftliche Grundlage bildeten die Ergebnisse des vom BBK finanzierten Zivilschutz-Forschungsvorhabens „Aufbau und Ablauf der Dekontamination und Notfallversorgung Verletzter bei Zwischenfällen mit chemischen Gefahrstoffen“ (unter
Fachpublikationen/Zivilschutz-Forschung). Bei der Erarbeitung der bundesweiten Rahmenempfehlung hat sich die Arbeitsgruppe aus BBK, den Innenressorts der Länder und Bundeswehr am Planungsentwurf des Landes Rheinland-Pfalz orientiert.
Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 diente der Entwurf des Rahmenkonzepts DekonV bereits als Grundlage für die nötigen Sicherheitsvorkehrungen. Aus den dabei gesammelten und abschließend ausgewerteten Erfahrungen ist das Konzept fortentwickelt worden.
Das BBK empfiehlt die Umsetzung des Konzepts und regt zur weiteren Diskussion an.
Weitere Informationen:
Rahmenkonzept zur Dekontamination verletzter Personen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe (pdf/261-KB)
Magazin Bevölkerungsschutz: Sonderausgabe 2006 (pdf/2113-KB) zum Thema Dekontamination Verletzter
Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe